Tag 13 mit dem Camper – … man kann eben doch nicht alles planen

Wir wissen nicht, ob wir jetzt dran waren mit „Pech haben“ oder es an Tag 13 mit unserem Captain Slow liegt – aber heute war der Wurm drin. Wir hatten unsere 3 Nächte an der Bahn-Durchfahrtsstation aka Lake Louise Campground hinter uns gebracht. Und wollten jetzt unsere Anfahrt auf Vancouver Island beginnen. Daher war der Plan, dass wir zeitig aufbrechen, nach ca 30 Minuten einen Zwischenstop beim Emerald Lake einlegen (liegt auf der Route) und dann weitere ca 4 Stunden gen Swan Lake fahren. Eigentlich. Das mit dem zeitig loskommen hat geklappt. Wenn auch etwas erschwert, denn Captain Slow meinte uns schon mal auf die Probe stellen zu wollen. Der Campground in Lake Louise hatte – entgegen dem, was wir gebucht hatten und was auf der Website steht – keinen Frischwasseranschluss am Platz. Soweit kein Problem, haben wir doch einen Tank für solche Fälle extra an Bord. Nachdem er gestern von „ich bin komplett gefüllt“ auf einmal zu „habe Durst, bitte befalle mich“ sprang (dazwischen gibt es noch 2 Anzeigen für 1/3 voll und 2/3 voll), haben wir gestern auf dem Rückweg aus Banff noch gehalten und aufgefüllt. Laut Anzeige war der Tank wieder 100% voll. War er aber in Wahrheit nicht. Als Conny dann beim Duschen, komplett eingeseift, fragte, wo denn das Wasser bleibt, war uns klar: Captain Slow ist am flunkern. Also schnell irgendwie provisorisch fertig machen und nochmal zur Zapfstelle für Frischwasser. Diesmal hat es auch deutlich länger gedauert, bis der Tank voll war. Also wieder zurück zum Platz, weiter fertig machen und frühstücken. Und dann ab zum Emerald Lake. Ach nee, doch nicht. Captain Slow ist ja ein durstiger Kollege, daher wollte auch er noch frühstücken. Feines Zeug bei Petro Canada. Yummi. Kurz bevor auch er aufgefüllt war, kam uns dann ein Krankenwagen mit Blaulicht vor die Linse. Und bog auf den Highway 1 ab – in die Richtung, in die wir auch wollten. Ohje. Kurze Zeit später machten wir uns auch endlich auf die Socken. Und kamen 25 Minuten später an eine Kreuzung, wo die Polizei beide Spuren abgesperrt hatte. Kein Weiterkommen. Es gäbe einen Unfall auf der Strecke vor uns, kurz vor der Abfahrt zum Emerald Lake. Feuerwehr, Rettungsdienst und sogar ein Rettungshubschrauber seien im Einsatz. Doppeltes ohje. Zu unserem Glück war direkt an der Kreuzung eine kleine Siedlung mit Parkplatz und Kinderspielplatz. Also haben wir aus der Not eine Tugend gemacht und sind auf eben jenen Spielplatz gegangen. Nachdem aber der Hubschrauber über unsere Köpfe hinweggeflogen war und keine Besserung auf dem Highway in Form von fließendem Verkehr eintrat, haben wir eine Person von „Parks Canada“ angesprochen. Und die meinte, dass es locker noch bis 15:00 Uhr dauern würde, bis die Straße wieder freigegeben werden könne. Eher sogar noch später. Über 4 Stunden wollten wir dann doch nicht warten. Also war der Plan, dass wir den Bereich umfahren. Es ging dabei um eine ca 55 KM lange Strecke, die gesperrt waren. Zwischen den Städten „Yoho National Park“ und „Golden“. Was damit auch die einzigen beiden Ausfahrten auf der Strecke sind. Und um diesen Abschnitt zu umfahren, mussten wir – kein Scherz – 261 KM und ziemlich genau 3 Stunden in Kauf nehmen. So viel zur Weite von Kanada. Aber lamentieren hilft nichts, daher: rein in den vollgetankten Captain Slow und rauf auf die Bahn. Nach über 6 Stunden und fast 550 KM (anstatt unter 4,5 Stunden und 370 KM) sind wir dann endlich angekommen. Während der Fahrt wollte Fiete mal ein echtes Achterbahn-Erlebnis haben und ist bei einigen dollen Bodenwellen samt Sitz mal in eine Schräglage von 60 Grad zum Boden gekommen. Das war weder Fiete noch Conny geheuer. Fiete krallte sich im Sitz fest und wimmerte und Conny richtete alles wieder her. Jetzt nur noch durch Kinderlieder die Stimmung wieder heben und alles ist gut. Was für eine Tour… 2 Nächte werden wir am Swan Lake bleiben. Als hätten wir es doch bei der Planung schon gewusst, dass wir einen Tag extra hier verbringen, um uns von der Fahrt zu entspannen.

Update: Die 13 hat nochmal zugeschlagen: gegen 20:00 Uhr kam der angekündigte Regen. Aber er kam nicht alleine. Er hat auch direkt einen unfassbaren Sturm mitgebracht, den wir so noch nie erlebt haben! Der ganze Camper hat gewackelt. Und dann gab es ein lautes Krachen, gefolgt von einem Rumsen. Direkt neben uns ist ein alter Baum entzweit und die eine Hälfte nur ein paar Zentimeter neben uns auf die Erde gefallen! heute reicht es dann jetzt wohl langsam mal. Fiete hat sich sehr schnell wieder gefangen und schläft jetzt. Wir beiden Erwachsenen müssen den Schrecken jedoch erst nochmal verdauen.

Krawumms